Kleiner Igel steht neben seinem eigenen Schatten. Eule sieht ihm von ihrem Ast aus zu.

Der kleine Igel 🦔 und sein Schatten

Miko fürchtet sich vor seinem eigenen Schatten – bis eine weise Eule ihm zeigt, dass dieser Teil von ihm nur existiert, weil Licht auf ihn fällt.
Eine sanfte Mutmach-Geschichte über Angst, Selbsterkenntnis und das Licht in uns.

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Im tiefen, stillen Wald lebte ein kleiner Igel namens Miko. Miko liebte es, durch die Wiesen zu laufen, Pilze zu sammeln und den Vögeln zuzuhören. Doch es gab etwas, das ihm Angst machte: sein eigener Schatten.

Immer wenn die Sonne tief stand, sah Miko, wie sich sein Schatten lang und dunkel über den Boden streckte. Und je mehr er hinsah, desto größer wirkte er.
„Was, wenn mein Schatten etwas Schlimmes ist?“ dachte Miko. „Vielleicht will er mich fangen.“

Eines Tages, als die Sonne besonders hell schien, rannte Miko panisch über die Wiese. Der Schatten war wieder da – und je schneller Miko lief, desto näher schien er zu kommen.
Er kauerte sich unter einen großen Baum und schloss die Augen. Sein Herz schlug wie wild.

„Warum rennst du?“ fragte eine ruhige Stimme.
Miko blickte auf. Auf einem Ast saß eine Eule mit klugen, freundlichen Augen.

„Ich renne vor meinem Schatten davon“, sagte Miko leise. „Er verfolgt mich immer.“

Die Eule blinzelte. „Dein Schatten ist nichts, wovor du Angst haben musst. Er gehört zu dir.“

„Aber er ist so groß … und irgendwie bedrohlich“, flüsterte Miko.

Die Eule flatterte hinab und landete sanft neben ihm. „Komm mit. Ich zeige dir etwas.“

Gemeinsam gingen sie zum Fluss, der ruhig durch den Wald floss. Die Eule deutete auf die spiegelnde Wasseroberfläche.
„Schau hinein“, sagte sie.

Miko beugte sich über das Wasser. Er sah sein Spiegelbild – und daneben den Schatten. Aber diesmal wirkte er nichtbedrohlich. Nur ruhig. Da. Ein stiller Begleiter.

„Siehst du?“ sagte die Eule. „Dein Schatten ist wie das Spiegelbild im Wasser. Er ist ein Teil von dir – aber er kann dir nichts tun. Und weißt du, was er dir zeigt? Dass du im Licht stehst. Denn ohne Licht gäbe es keinen Schatten.“

Miko sah seinen Schatten lange an. Er bewegte sich so, wie er sich bewegte. Und blieb immer bei ihm.
„Er ist also gar nicht mein Feind?“ fragte er vorsichtig.

Die Eule schüttelte den Kopf. „Nein, Miko. Manchmal zeigen uns gerade die Teile, vor denen wir Angst haben, etwas Wichtiges. Sie gehören zu uns – und sie helfen uns, uns selbst besser zu verstehen.“

Von diesem Tag an begann Miko, seinen Schatten mit anderen Augen zu sehen.
Er erschrak nicht mehr, wenn er ihn bemerkte – sondern erinnerte sich an die Worte der Eule. Daran, dass sein Schatten nichts war, was ihm folgte, um ihm Angst zu machen, sondern ein Zeichen: dass er im Licht stand.

Und eines Abends, als die Sonne unterging und Miko’s Schatten lang und weich über die Wiese fiel, blieb er stehen, lächelte und sagte leise:
„Du bist mein Begleiter. Und ich habe keine Angst mehr vor dir.“

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Moral der Geschichte:
Manchmal sind es genau die Dinge in uns, vor denen wir Angst haben, die uns zeigen, dass wir im Licht stehen.

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